Stromspeicher: Wichtiger Baustein für Energiewende

Experten erklären, wie Private und Unternehmen Systeme nutzen können, um Kosten zu sparen und Netz zu stabilisieren.

Wie groß das Interesse daran ist, zeigte allein der Andrang: Über 100 Unternehmer und Private waren gekommen, um den drei Experten aus verschiedenen Fachbereichen zuzuhören.

Deutschland befindet sich gerade mitten in der Energiewende: Der Atomausstieg ist vollzogen, bis spätestens 2038 sollen alle Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Danach müssen überwiegend regenerative Energien das Stromnetz aufrechterhalten. Doch wie soll das lückenlos möglich sein, wenn insbesondere der Ertrag aus PV-Anlagen stark wetterabhängig ist?

 

„Es braucht Stromspeicherlösungen“, erklärte Christoph Helmschrott, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Passau, am Dienstag im Vorfeld zu einem Vortrag über dieses Thema.

Stromspeicher: Wichtiger Baustein für Energiewende

 

Drei Experten aus verschiedenen Fachbereichen hatten die Sparkassenvertreter, Vorstandsmitglied Ludwig Fuller (2.v.l.), Vorstandsvorsitzender Christoph Helmschrott (2.v.r.) und Vertriebsdirektor Hans-Rudolf Dorfner (r.) eingeladen: Christian Rucker, Projektleiter des geplanten Pumpspeicherkraftwerks Riedl bei der Verbund AG, Franz-Josef Feilmeier, Geschäftsführer der Firma Fenecon, sowie Busunternehmer Harald Eichberger.

Franz-Josef Feilmeier, Geschäftsführer der Firma Fenecon

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Den Anfang machte Franz-Josef Feilmeier, Geschäftsführer der Iggensbacher Firma Fenecon. Diese fertigt aus gebrauchten oder aussortierten Fahrzeugbatterien Stromspeicher. Dabei unterscheide man zwischen zwei Systemen: Behind-the-Meter (BTM) und Front-of-the-Meter (FTM). Grundlage für beide sei, dass der Strompreis starken Schwankungen unterliege. „Strom ist einer der wenigen Güter, der bei Überproduktion auch einen negativen Preis erreichen kann.“ Speicher dienen da laut Feilmeier als eine Art Regulator. BTM-Systeme reduzieren dabei in der Regel für kleinere Verbraucher die Stromkosten, indem sie zu Zeiten mit niedrigem Netzpreis die produzierte Energie speichern und den Bedarf aus dem Netz decken, bei einem hohen Preis nutzen sie dafür die zuvor gespeicherte Ener- gie.

FTM-Systeme spielen hingegen hauptsächlich bei großen Energieerzeugungsanlagen eine wichtige Rolle bei der Netzstabilisierung, indem sie Angebot und Nachfrage ausgleichen. „Ich bin überzeugt, dass in einigen Jahren an jedem Netzanschluss ein Speicher mit einem Energiemanagement-System hängt“, sagte Franz- Josef Feilmeier.

Christian Rucker, Projektleiter des geplanten Pumpspeicherkraftwerks Riedl bei der Verbund AG

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Anschließend wurde ein entscheidender Baustein, um künftig „die Versorgung der Region mit nachhaltiger Energie zu sichern“, wie Christoph Helmschrott in seiner Begrüßung ankündigte, vorgestellt: das geplante Pumpspeicherkraftwerk Riedl. Damit will die Verbund AG, wie Projektleiter Christian Rucker sagte, das Wasserkraftwerk Jochenstein für insgesamt 400 Millionen Euro erweitern. Geplant sei, „wenn viel Energie im Netz ist“, so Rucker, das Wasser aus der Donau zu entnehmen und unterirdisch zum Speichersee in Riedl hinaufzupumpen. „Wenn wenig Energie im Netz ist, schicken wir das Wasser den Berg hinunter und durch die Turbinen.“ Mit einer Speicherseefüllung könne man so 900 000 Einfamilienhaushalte versorgen.

Auf Nachfrage eines Zuhörers sagte Rucker, dass derzeit noch das Planfeststellungsverfahren zu dem Projekt laufe. „Wir sind aber guter Dinge, dass wir Ende dieses Jahres die Genehmigung erhalten.“ Bevor dann aber mit dem Bau begonnen werden kann, gelte es zunächst noch, diese zu prüfen. Zudem hätten einige Verbände bereits angekündigt, trotz einiger geplanter Ausgleichsmaßnahmen dagegen zu klagen, so Christian Rucker. „Einen genauen Termin für den Baustart kann ich deshalb nicht nennen. Wir wollen das Projekt aber auf jeden Fall umsetzen.“

Busunternehmer Harald Eichberger

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Wie man Speicherlösungen in ein Geschäftsmodell integrieren kann, erklärte Busunternehmer Harald Eichberger. Er nutzte schon seit mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit der Firma Fenecon Stromspeicher, um den Fuhrpark, der zunehmend elektrifiziert werde, möglichst effizient zu versorgen und zudem noch Einspeiseerträge zu generieren.

„Unser Ziel ist es, die jährlichen Dieselkosten von vier Millionen Euro zu halbieren.“ Musterbeispiel sei dafür der CO2-neutrale Betriebshof Dingolfing, wo das Konzept bereits gut funktioniere. „Auf Stromspeicher zu setzen war deshalb wirtschaftlich sicher die richtige Entscheidung“, sagte Eichberger. Wenngleich, so ergänzte er unverblümt, „der Weg dahin, um auch die entsprechenden Förderungen und Konzepte bewilligt zu bekommen, nicht einfach ist.“ Aus Sicht des Busunternehmers fehle schlicht die Unterstützung seitens der Politik. Es brauche praktikable Messkonzepte, einen Bürokratieabbau und bessere Zuschüsse, erklärte Harald Eichberger. Sein Fazit deshalb: „Wer als Unternehmer aktuell plant, Stromspeicher einzusetzen, muss es auch wirklich wollen. Es wird einem nichts geschenkt und die Umsetzung ist hart.“

 

Fragerunde und Catering im Anschluss in der Sparkassen-Cafeteria

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