Kundenempfang der Sparkasse Passau 2024
Beim Kundenempfang der Sparkasse Passau 2024 hält Vorstandsvorsitzender Christoph Helmschrott eine Ruck-Rede
„Lassen wir uns unsere Zuversicht nicht nehmen“, wünschte Christoph Helmschrott, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, gestern Abend den über 400 geladenen Gästen beim Neujahrsempfang seines Hauses im Sparkassenforum in der Nikolastraße. Seine 25-minütige Rede war eine harsche Abrechnung mit einer Politik im Sozial-, Subventions und Bürokratie-Modus. Der Staat solle sich wieder auf Wesentliches konzentrieren, mehr Raum lassen für Selbstverantwortung, Kreativität, Leistung und Leistungsbereitschaft.
Es ist schon Tradition, dass die Sparkasse das erste große gesellschaftliche Ereignis des Jahres ausrichtet, das dementsprechend auch immer bestens besucht ist. Parlamentarier wie MdB Andreas Scheuer sowie die MdL Stefan Meyer, Roswitha Toso und Christian Lindinger kommen hier mit Vertretern der Wirtschaft und Wissenschaft wie den beiden Kammerpräsidenten Thomas Leebmann und Dr. Georg Haber sowie Uni-Präsident Prof. Dr. Ulrich Bartosch ins Gespräch, Bürgermeister mit Vertretern der Kirchen und Landwirtschaft, Amtsträger aus Justiz, Verwaltung und sozialen Einrichtungen treffen hier auf Vertreter der Schulen sowie des Kulturlebens.
Noch vor einem Jahr hatte Helmschrott an selber Stelle zu Gelassenheit geraten und vor Alarmismus gewarnt.
Diesmal war der Grundton seiner mit viel Applaus aufgenommenen Rede ein ganz anderer:
Ruck-Rede von Christoph Helmschrott
„Genug gejammert – es braucht einen Ruck!
Hier eine Passage aus der Ansprache beim Kundenempfang
„Und damit ich ja nicht falsch verstanden werde – ich meine damit ganz bestimmt nicht einen Ruck nach rechts.
Es braucht einen Ruck in unserem Lande der offensichtlich und absehbar nicht von der Politik ausgehen kann.
Wir sind es, die diesen Ruck machen müssen – wir als Bürger, als Verantwortliche in Gesellschaft, in Kultur, in Unternehmen. Dazu gehört, deutlicher und öffentlicher darüber zu sprechen was uns bewegt. In diesen Zeiten braucht es Zuversichtliche, Konstruktive, Verantwortliche, welche den Mund aufmachen und die Meinungsbildung nicht den Stimmungsmachern überlassen. Zum Verrücken nach meiner Leseart gehört auch zuzuhören, nachzufragen, selbst zu recherchieren – ich meine, wir haben das ein Stück weit verlernt. Und ich meine damit auch, unsere eigenen Reflexe zu hinterfragen: Muss es reflexartig die Ablehnung, der Protest sein oder können Veränderungen und Belastungen – gerade in Anbetracht anstehender großer Herausforderungen auch akzeptiert werden. Natürlich setzt dies voraus, dass uns überlegte und handwerklich gut gemachte Konzepte vorgelegt werden…“
Deutschland scheine als einstiger Exportweltmeister nur noch ein Schatten seiner selbst, binnen kurzer Zeit seien Spannkraft, Leistungskraft, aber auch die Reputation im Ausland wirtschaftlich wie politisch zusammengesackt. Zu steigenden Kosten für die Sozial- und Rentensysteme komme eine träge und ausufernde Bürokratie, mit exakten Vorschriften zum Spülvolumen von Urinalen. Eigentlich stünden gewaltige Investitionen in Infrastruktur, in Digitalisierung, in Bildung, aber auch in Sicherheit und Verteidigung an, doch dem Staat fehle das Geld – ein Ausgabenproblem, wie Helmschrott konstatiert.
Nötig wäre nun „Mut für eine wachstumsfördernde Agenda“, für eine Agenda, die nicht nur frohe Botschaften produziert, sondern dem Bürger auch ein Stück Leidensfähigkeit abverlangt. Statt dass technische Fähigkeiten und Innovationskraft den Wandel beflügeln, würden Bürger und Unternehmen gegängelt, bis hinein in die Heizungskeller. Versprechen würden nicht eingehalten, Ankündigungen zurückgezogen. Das größte Versagen der letzten Jahre überhaupt sei die entstandene Verunsicherung, die das Land in „Orientierungslosigkeit, Zaghaftigkeit und Missmut“ verfallen lasse.
Helmschrotts Gegenrezept erinnert an Bundespräsident Roman Herzog und seine berühmte Berliner Rede vor gut 25 Jahren: Deutschland brauche einen Ruck. Und da dieser „offensichtlich und absehbar nicht von der Politik, nicht von der Bundesregierung ausgehen kann“ seien die Bürger selbst gefragt. Sie sollten deutlicher und öffentlicher darüber sprechen, was sie bewegt, zuhören, nachfragen, selbst recherchieren. „Es darf nicht zur Regel werden, dass die Politik erst dann zuhört, wenn das Land großflächig lahmgelegt wird. Externe Formen des Protests dürfen aber auch nicht zur Regel werden“, so Helmschrott. Und: „Ich werbe dafür, dass wir als Unternehmer und Unternehmen aufbegehren, gegen das staatliche Einmischen im Klein-Klein. Verantwortung wollen und sollten wir selbst tragen“.
Versöhnlich geriet Helmschrott dann immerhin der Abschluss. Er verwies auf die wieder gesunkene Inflation, die wieder ziemlich stabilen Energiepreise, den historischen Höchststand am Arbeitsmarkt, den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Und auch mit dem wirtschaftlichen Ergebnis könne die Sparkasse zufrieden sein. Der Kundenbestand sei weiter angewachsen, fast eine Viertelmilliarde sei neu in Wertpapiere über die Sparkasse investiert worden. Und im totgesagten Immobilienmarkt habe die Sparkasse Immobilien im Wert von fast 40 Millionen Euro vermakelt – mehr als im Boom- Jahr zuvor.
Den Kunden wünschte er Zuversicht und Mut, Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit, und „ein Stück Verrücktheit – für den Ruck, den wir brauchen“.
Auch Jürgen Dupper, als Oberbürgermeister auch Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse, sparte trotz seiner SPD-Mitgliedschaft nicht an Kritik an einer Regierung, die sich „im Heizungskeller verirrt“ hat, an einer Bahn, die jede Fahrt zum Hindernisparcours macht, und an einer misslungenen Digitalisierungspolitik. So würden Bauanträge zwar digital erstellt und bearbeitet, müssten dann aber in Papierform zugestellt werden. Die Klimapolitik wiederum zeige, was passiert, „wenn Ideologie pragmatisches Regierungshandeln ersetzt“. Derzeit sei Deutschland unter den zehn Nationen mit dem höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf durch Kohlekraftwerke. Andererseits habe sich Niederbayern in den letzten zehn Jahren gut geschlagen, mit einem Bevölkerungsplus von 8 Prozent, einem Plus von 22 Prozent bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und einem Plus von 36,4 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt. Auch er forderte die Politik auf, mehr auf Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft zu setzen, vor allem aber brauche man „verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen“.
Die Sparkasse sei stabiler Partner in bewegten Zeiten, sagte Landrat Raimund Kneidinger, stv. Verwaltungsratsvorsitzender. Er verwies auf kräftige Investitionen u.a. in das Kunden-Servicecenter, in Service-Mobile, die Erweiterung des Onlineangebots sowie vor allem in die Mitarbeiter. Die Sparkasse sei nicht nur Ansprechpartner in Finanzangelegenheiten, sondern auch Arbeitgeber und Ausbilder, Auftraggeber für Unternehmen und wichtiger Steuerzahler, dazu ein großer Förderer von Wissenschaft und Schule, Kultur, Sozialem und Sport.
Musikalisch gestaltete den Abend die Band „Slow Diner“. Bei einem „Flying Buffet“ war Gelegenheit, Kontakte aufzufrischen und neue zu knüpfen.
Impressionen vom Kundenempfang der Sparkasse Passau zum Jahresauftakt 2024
Eine Fotogalerie mit noch mehr Eindrücken finden Sie hier: https://jakobuntersteger.pic-time.com/EcXVndlWKyP0p
Quelle: Pressebericht in der PNP am 10.01.2024