Betrugsversuch? So schützen Sie sich und Ihr Geld

Die Vorstellung macht wütend: Das mühsam erarbeitete Geld reißen sich Betrüger unter den Nagel.
Petra Wiesner, Phishing- Beauftrage der Sparkasse Passau, klärt auf im Passauer Gespräch der Passauer Neuen Presse.

Betrugsversuch? So schützen Sie sich und Ihr Geld

 

PNP: Identitätsklau – wie kann man dies erkennen?
Petra Wiesner: Zunächst ist wichtig, dass man die Betrugsmaschen kennt. Dabei kann man laufend aufklären, denn trotz vielfacher Medienberichte schaffen es Kriminelle immer wieder, dass unschuldige und auch eigentliche aufgeklärte Personen auf sie hereinfallen.

Können Sie das anhand konkreter Beispiele zeigen?
Ja, gern. Betrüger fordern Sie in einer Nachricht dazu auf, Ihre Daten zu aktualisieren oder etwas in Ihrem Account zu überprüfen. Meist ist die Nachricht mit einer Drohung verbunden – zum Beispiel, dass bei Nichtbefolgen Ihr Konto gesperrt wird.

So kann eine gefälschte Meldung zum Beispiel aussehen:

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Wie kann ich einen Betrugsversuch von einer echten Nachricht unterscheiden?

Jeder Bankkunde sollte die Internet- und Mailadresse seiner Bank kennen und auch nur auf diese reagieren, wenn diese wirklich zu 100 Prozent stimmt. Bereits ein Bindestrich, ein Punkt
Betrugsversuch? So schützen Sie sich und Ihr Geld oder eine andere Endung(z.B. .net statt .de) kann ein Betrugsversuch sein. Ich empfehle im Zweifelsfall, nicht auf die Nachricht zu reagieren und schon gar nicht auf den eingebetteten Link, sondern sich direkt telefonisch bei seiner Bank zu melden und nachzufragen.

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Beliebte Methode bei Betrügern sind auch Anrufe – was macht man da am besten?

Wenn Sie einen Anruf am Telefon erhalten, werden Sie von echten Bankmitarbeitern niemals nach PINs, TANs oder Passwörtern gefragt. Legen Sie im Zweifel einfach auf und rufen Sie Ihre Bank oder Sparkasse unter der Ihnen bekannten Rufnummer zurück – so können Sie in Erfahrung bringen, ob wirklich Handlungsbedarf besteht.

Wichtig: Die Betrüger können auch die Rufnummer fälschen, die Ihnen im Display angezeigt wird. Wenn Sie jedoch auflegen und selbst noch mal die Nummer Ihrer Sparkasse wählen, landen Sie auch sicher dort. Schockanrufe bringen vor allem ältere Menschen aus dem Konzept.

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Wie erkennt man diese?

Die Methode der Schockanrufe ist schamlos. Sie erhalten einen vermeintlichen Anruf von einem Familienmitglied wie Ihrer Tochter. Unter Tränen wird Ihnen eine Notsituation geschildert, in der die Person gerade stecke. Sie habe beispielsweise mit dem Auto ein Kind angefahren und brauche nun dringend Geld für die Kaution. Auch dank Stimmimitation, die heute mit Künstlicher Intelligenz problemlos möglich ist, wirkt der Fall authentisch. Vorstellbar ist sogar, dass künftig auch Videoanrufe eingesetzt werden, da Betrüger mittels Videoaufnahmen, die in den sozialen Medien von vielen verfügbar sind, neue Videos generieren, die nicht echt sind.

Haben Sie einen generellen Rat?
Ja: Seien Sie skeptisch! Versuchen Sie, die betroffene Person unter der ihnen bekannten Nummer zurückzurufen. Auch wenn die Stimme am anderen Ende der Leitung Sie unter Druck setzt, nicht aufzulegen und mit niemandem zu sprechen. Die Polizei oder andere Behörden würden derlei nie tun. Außerdem gilt: Nur weil Ihr Telefon anzeigt, Sie würden gerade von der Polizei oder der 110 angerufen, muss das nicht stimmen. Rufnummern und Namen, die Ihr Telefon bei einem Anruf anzeigt, lassen sich manipulieren. Dadurch können fremde Anruferinnen und Anrufer Ihnen vorgaukeln, die Polizei wäre dran. Doch Beamte und Beamtinnen rufen niemals mit der 110 an.

Besonders verbreitet war in den vergangenen Monaten der „Tochter-Sohn-Betrug“.
Dabei erhalten Sie eine Nachricht von einer unbekannten Nummer, die in etwa „Hallo Mama, ich habe eine neue Telefonnummer. Die kannst du dir einspeichern.“ lautet. Etwas später meldet sich dann unter der Nummer das vermeintliche Kind und sagt, es brauche dringend Geld. Die Überweisung soll auf ein meist ausländisches Konto erfolgen. Rufen Sie Ihr Kind oder Ihre Enkelkinder in diesen Fällen immer unter der bisher bekannten Nummer an und prüfen Sie so, ob er oder sie die Telefonnummer wirklich gewechselt hat.

Betrugsversuch? So schützen Sie sich und Ihr Geld

Gibt es eine Hochsaison für Phishing?
Gerade jetzt vor Weihnachten wird viel über Portale wie Kleinanzeigen oder Vinted ge- und verkauft. Und gerade jetzt nehmen auch Betrugsmuster bei Handelsplattformen wie eBay-Kleinanzeigen erneut zu.

Wie gehen Betrüger hier vor?
Die Betrugsmasche über Portale wie Kleinanzeigen (früher bekannt unter „Ebay Kleinanzeigen“) läuft wie folgt ab: Ein Privatanbieter stellt einen Artikel auf der Plattform zum Verkauf ein. Ein „Interessent“ erkundigt sich, ob der Artikel noch zu haben sei. Der Verkäufer reagiert auf die Anfrage. Der „Interessent“ teilt mit, dass er den Artikel kaufen möchte und verweist auf die Methode „Sicheres Bezahlen“. Hierzu soll der Anbieter seine Handynummer mitteilen. Nach Erhalt der Handynummer meldet sich der Interessent mittels WhatsApp oder SMS beim Verkäufer und bittet um die Angabe der Kreditkartendaten über einen Link, damit die Bezahlung erfolgen kann. Klickt der Verkäufer den Link an, wird er auf eine Seite geleitet, die der Webseite der gewählten Plattform täuschend ähnlich sieht, und aufgefordert, seine Kreditkartendaten einzugeben.

Und dann wird über die Kreditkarte Geld abgegriffen?
Nutzer von solchen Verkaufsportalen sollten im Gedächtnis behalten, dass das Teilen sensibler Informationen wie Rufnummer, E-Mail-Adresse oder Bankverbindung nicht erforderlich ist.
Lassen Sie sich auf keine Unterhaltung zur Kaufabwicklung außerhalb der Plattform ein.

Sind nicht auch Banken und Sparkassen dazu verpflichtet, ihre Kunden zu schützen?
Wir verbessern ständig unsere Systeme, zum Beispiel haben wir aktuell eine starke Geräte-Authentifizierung vorgeschaltet, wo man im Onlinebanking die zu nutzenden Geräte als sicher mit einer TAN bestimmen muss. Auch informieren wir stets unsere Mitarbeiter, um bekannte Betrugsmaschen zu erkennen. Unsere Kunden können unter www.sparkasse-passau.de/sicherheit aktuelle Sicherheitswarnungen einsehen. Sollten Sie eine verdächtige Nachricht erhalten haben, leiten Sie diese bitte an warnung@sparkasse.de weiter.

Tipps Onlinebanking:

1. Gehen Sie vorsichtig mit Ihren Online-Banking-Daten (Anmeldename, PIN und TAN) um.
2. Ihre Bank wird Sie niemals per Telefon oder E-Mail auffordern, Daten wie PIN, TAN oder Ihre Kreditkartendaten preiszugeben oder diese auf einer Internetseite einzutragen. Dies gilt auch für Bestätigungsmails Ihrer Bank oder Sparkasse bei Änderungen, die Sie im Online- Banking durchführen (Adressänderungen oder push TAN Verbindungen).
3. Aufmerksam bleiben und Tageslimit festlegen – kontrollieren Sie regelmäßig Ihre Umsätze und legen Sie ein Tageslimit fest, das Ihren regelmäßigen Umsätzen entspricht. Dieses kann schnell und unkompliziert kurzfristig für einem besonderen Kauf (z.B. Auto) angepasst werden.
4. Halten Sie PC und Smart- Tipps Onlinebanking: phone stets aktuell – Auf jedem Computer ist der Einsatz einer aktuellen Antiviren-Software und einer Personal Firewall unverzichtbar.
5. Nutzen Sie einen sicheren Internet-Zugang und Browser –Vorsicht bei der Datenübertragung über ein kabelloses lokales Funknetzwerk (WLAN). Nutzen Sie für Ihr WLAN die Verschlüsselungsmethode, die den größtmöglichen Schutz bietet. Nähere Informationen zu den verschiedenen Methoden entnehmen Sie bitte der Beschreibung Ihres WLAN-Routers. Und: Verzichten Sie in öffentlich zugänglichen oder nicht abgesicherten Funknetzwerken („Hotspots“) auf Online-Banking. Ihre Daten könnten ausspioniert werden.
6. Sperren Sie im Zweifel Ihren Online-Banking-Zugang oder Ihre Karte über den deutschlandweit kostenfreien Sperr-Notruf 116 116.


Und was tun, wenn ich doch auf eine Betrugsmasche reingefallen bin?

Das Wichtigste ist in diesen Fällen, Ruhe zu bewahren. Sollten Sie vermuten, dass jemand Ihre Online- Banking-Zugangsdaten ausgespäht hat, wenden Sie sich an Ihre Bank oder Sparkasse. Schildern Sie möglichst genau, was passiert ist, was von Ihnen verlangt wurde und welche Daten genau Sie herausgegeben haben. Die Berater werden dann umgehend Hilfe leisten und beispielsweise das Online-Banking sperren oder, wenn möglich, einen Überweisungsrückruf beauftragen.

Und soll man auch die Behörden informieren?
Sinnvoll ist es auf alle Fälle, bei der Polizei Anzeige zu erstatten – es handelt sich hierbei ganz klar um eine Straftat. Man kann sich sicher sein, dass wir die Betroffenen bei Geld- und Kontobetrug unterstützen.

Wie oft kommt ein solcher Betrug vor?
Nahezu täglich werden wir in der digitalen Welt mit neuen Betrugsmaschen konfrontiert. 

 

Pressebericht
Quelle, Foto: Passauer Gespräch der Passauer Neuen Presse am 9.12.2023