Kundenempfang 2023
Zuversicht und Mut, Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit sowie gutes Gelingen für all ihre Vorhaben und Unternehmungen wünschte Vorstandsvorsitzender Christoph Helmschrott den Passauern am Mittwoch beim Neujahrsempfang im neu gestalteten Foyer der Sparkasse in der Nikolastraße. Seine Rede war ein Appell zu mehr Gelassenheit in von Alarmismus geprägten Zeiten.
Eine Erkenntnis, die wir laut Helmschrott aus 2022 gelernt haben: Prognosen müssen sich nicht erfüllen. Weder hat Corona das Land lahmgelegt, noch ist es Russland gelungen, die Ukraine mit einem Blitzkrieg einzunehmen. Dies galt auch für die Vorhersagen der Ökonomen. Statt dauerhafter Niedrig- und Negativzinsen kehrt nach und nach die Rendite auch auf Kontoguthaben zurück, die Unternehmensinsolvenzen eskalieren ebenso wenig wie die Arbeitslosigkeit.
Er habe sich durchaus Sorgen gemacht, welche Auswirkungen der extrem schnelle und heftige Zinsanstieg, der Einbruch an den Aktienmärkten, die starke Volatilität an den Geld- und Kapitalmärkten auf die Sparkasse haben wird, so Helmschrott. Aber: „Eine Sparkasse hält etwas aus“. In Passau sei man jedenfalls „recht gut durchgekommen durch das verrückte Ausnahmejahr 2022“. Sein Fazit nach Aufregerthemen wie Gasmangellage und Blackout: „Es kam und es kommt glücklicherweise nicht alles so schlimm, wie uns suggeriert wird“, insgesamt wäre mehr Gelassenheit und weniger Aufgeregtheit angebracht. Die Lage scheine besser als die Stimmung. Natürlich gebe es Betriebe, die sich grundlegend weiterentwickeln müssen, deren Geschäftsmodell sich nicht in die Zukunft retten lassen. Und doch vermeldeten nicht nur DAX-Unternehmen neue Rekordgewinne, der Arbeitsmarkt sei stabil und werde mit einer absehbaren Konjunkturdelle zurechtkommen. „Wir sollten die Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft, der Unternehmen nicht unterschätzen“, so Helmschrott.
Hauptkritikpunkt des Bänkers: eine Tendenz der Realitätsverweigerung, ob in der Sicherheitspolitik, der Reaktion auf Chinas Ambitionen (Stichwort „neue Seidenstraße“) oder der Energiepolitik: „Wir wollten kein Fracking-Gas aus den USA, heute kaufen wir das gleiche unter dem Namen LNG nun doch“. Viel zu viel werde geredet, diskutiert, kommentiert, dies alles mit Selbstmitleid und zu viel Endzeitstimmung. Ob Windkraftanlagen, Photovoltaik, Pumpspeicherkraftwerke oder auch Atommüll-Endlager: Demokratie bedeute eben nicht, dass wegen der Belange Einzelner bald jeder Entwicklungsschritt ausgebremst wird und dass Regierende Visionen und Entscheidungen täglich an Meinungsumfragewerte anpassen, während Unliebsames wie Energieversorgung, Sicherheit oder schmutzige Produktionen an andere Regionen outgesourct werden. Nötig seien seitens des Staates ein Mehr an Billigung, an Genehmigung, an Freigabe und Gestaltung und seitens der Bürger und Unternehmen ein Mehr an Selbstverantwortung.
Alles sei derzeit in Bewegung, betonte der Verwaltungsratsvorsitzende Landrat Raimund Kneidinger mit Verweis auf die Kehrtwende an den Finanzmärkten oder auch die Phase der Beruhigung nach dem Bauboom. Sparen, früher altmodisches Auslaufmodell, sei jetzt plötzlich wieder hochmodern. Die Sparkasse erweise sich da als Ort der Stabilität. Damit dies so bleibt, sei in den vergangenen Monaten viel investiert worden, in das Kunden-Servicecenter, in Service-Mobile, in die Erweiterung des Online-Angebots und besonders in die Mitarbeiter. Kneidinger verwies auch auf den Beitrag der Sparkasse für Region: Pro Woche würden Vereine, Verbände und Institutionen mit rund 12000 Euro unterstützt. So etwa auch durch die Sparkassenstiftung, die u.a. den musikalischen Nachwuchs fördert.
Als „Diskussionsbeitrag“ kündigte OB Jürgen Dupper sein Grußwort an, mit dem er zum einen als Mutmacher auftrat, zum anderen aber auch unter viel Applaus Fehlentwicklungen anprangerte. Positiv sei der Blick auf den soeben neu erschienenen Strukturatlas, wonach Passau bei 53.000 Einwohnern derzeit 54.000 Arbeitsplätze anbietet. Pro Einwohner werde ein Bruttoinlandsprodukt von 66.600 Euro pro Jahr erwirtschaftet – ein Spitzenwert in Niederbayern (und 7000 Euro vor Dingolfing). Auch bei der Gründung liege Passau niederbayernweit an der Spitze. Der gesellschaftliche Diskurs allerdings laufe derzeit in eine ganz andere Richtung, mit Bäumekraxlern, „weil übermorgen die Welt untergeht“, anderen, die sich am Anger festkleben, „weil sie wissen, dass die Welt schon lange untergegangen ist und es deshalb wurst ist, ob jemand pünktlich zur Arbeit oder zum Arzttermin kommt“. Dazu kämen all jene, die derartigen Aktionen eine Plattform geben. Vier Forderungen formulierte Dupper an die „große“ Politik: Die weltweite Vernetzung der Wirtschaft dürfe nicht gekappt werden, dafür brauche es auch weitere Handelsabkommen. Die Politik müsse wieder klare Ziele verfolgen – immer neue Entlastungspakete schürten nur die Inflation, den größten Wohlstandsvernichter überhaupt. Forderung Nummer 3: weniger Bürokratie auf allen Ebenen. Und viertens brauche Deutschland eine pragmatische Energiepolitik, die auf innovative Technik vertraut, Effizienz und Kreativität fördert und eine stabile Energieversorgung zu darstellbaren Preisen sicherstellt, „gerne ohne Gas, ohne Kohle und Atom – wenn die Voraussetzungen erfüllt sind“. Nötig seien eine kluge und entschlossene Politik und weniger Panikmache.
Musikalisch gestalteten den Abend „Richie and the Elevators“ mit locker-leichten Evergreens. Bei einem „fliegenden Buffet“ konnten die rund 400 geladenen Kunden und Mitarbeiter, Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur die durch Corona unterbrochenen persönlichen Kontakte wieder auffrischen. Unter den Gästen der Sparkasse wurden u.a. MdB Andreas Scheuer, die MdL Christian Flisek, Dr. Gerhard Waschler und Alexander Muthmann, die Bezirksräte Cornelia Wasner-Sommer und Heinz Pollak, IHK-Präsident Thomas Leebmann, HWK-Vize Richard Hettmann, Unikanzler Dr. Achim Dilling, EW-Intendant Dr. Carsten Gerhard und MMK-Chefin Dr. Marion Bornscheuer begrüßt.