Lokale Geschichte bewahren und erlebbar machen

Ortsteil Neustift der Marktgemeinde Ortenburg

Von losen Gesprächszusammenkünften hin zu einem Pilotprojekt des Landkreises – so lässt es sich zusammenfassen, was sich in den letzten Monaten im Ortsteil Neustift der Marktgemeinde Ortenburg entwickelt hat. Konkret geht es um das Vorhaben, Neustift historisch zu erschließen und zwar als Symbiose von Ehrenamt und Wissenschaft. „Uns freut es, dass wir mit unserem Interesse den Landkreis, den Landrat und den Bürgermeister, das Kloster Neustift und viele Experten, die auf dem historischen Gebiet unterwegs sind, inzwischen mit ins Boot holen konnten“, sagt Initiator Josef Kaiser.

Sparkasse Passau unterstützt das Pilotprojekt

Martin Schmidhuber als neuer Leiter des Beratungszentrums Fürstenzell und Patrik Leitl als neuer Geschäftsstellenleiter von Ortenburg unterstützen zum Einstand das Vorhaben von Josef Kaiser aus dem Landratsamt und Pfarrer Anton Haslberger. Mit der „lokalen Geschichte“ sollen Dokumente, Fotos, Veränderungen des Ortsteils im Laufe der Zeit, Zeitungsberichte und lokale Geschichten bewahrt und erlebbar gemacht machen. 

Lokale Geschichte bewahren und erlebbar machen

Martin Schmidhuber als neuer Leiter des Beratungszentrums Fürstenzell und Patrik Leitl als neuer Geschäftsstellenleiter von Ortenburg unterstützen zum Einstand das Vorhaben von Josef Kaiser aus dem Landratsamt und Pfarrer Anton Haslberger.

 

Pilotprojekt Landkreis Passau

Geschichte gehe immer weiter, aber was verloren sei, bleibe auch verloren. Daten in Form von Zeitdokumenten und Wissen in den Köpfen sei da. „Nur wenn gerade die älteren Leute wegbrechen, sind die Daten weg. Dokumente werden weggeschmissen, weil es niemanden interessiert. Wir haben gesagt, wir wollen uns ein wenig Geschichte bewahren“, erklärt Kaiser. Vor diesem Hintergrund nahm die Idee ihren Lauf und wurde nun zu einem Pilotprojekt des Landkreises Passau.

Geschichte bewahren und erlebbar machen

Julia Bösl-Sachse vom Kulturreferat des Landkreises sieht das Hauptziel des Projekts in der „Sammlung von Daten, die irgendwann im Laufe der Zeit verlorengehen werden“. Damit soll eine Grundlage für Kleinprojekte geschaffen werden, die etwa im Bereich Tourismus, an der Universität oder bei Historikern fußen sollen. Auch Kooperationen seien hier denkbar. Aktuell werde beispielsweise mit der Universität Passau an einem historischen Projekt zu Podcasts gearbeitet.

Die Herausforderung hierbei sei, die grundlegende Struktur bzw. Tektonik „nicht zu kompliziert zu machen“. Es müsse ein Mittelweg gefunden werden: nicht zu wissenschaftlich, damit sich am Ende jeder einfach zurechtfinden könne. Dem schloss sich auch Kulturreferent Christian Eberle an und ergänzte, dass selbiges auch für den Vorgang der Archivierung gelte. Entsprechend habe hier bereits ein Austausch mit der Regierung und dem Archiv in Landshut stattgefunden. Das Team in Passau sei dabei, einen transportablen Archivscanner zu prüfen. Dieses intelligente System wäre sogar in der Lage, Handschriften zu erkennen und lesen zu lernen. Gemeinsam mit den Kreisheimatpflegern und -archivpflegern soll in eine nächste Abstimmungsrunde gegangen werden.

Interesse von fünf Bürgermeistern im Landkreis

Fünf Bürgermeister aus dem Landkreis hätten inzwischen hinsichtlich der Digitalisierung ihrer Archive angefragt. Damit einhergehend habe sich Eberle mit Kaiser über das Prozedere in Neustift ausgetauscht. „Von der Größenordnung her, von dem was, schon passiert ist und dem, was hinsichtlich der geschichtlichen wie touristischen Aufarbeitung noch passieren soll, war es für mich so interessant, dass ich gesagt habe, wir könnten das eigentlich in Form eines Pilotprojektes begleiten“, schildert der Kulturreferent.

Der Bedarf ist somit offensichtlich gegeben. Durch das Zusammenführen des Wissens der Neustifter Beteiligten und jenem des Kulturreferats können künftig andere Orte profitieren. Eberle versicherte, dass er gemeinsam mit seinem Team das Vorhaben „wirklich sehr gerne“ begleite und verwies dabei auf das bereits erfolgreich abgewickelte Projekt in Holzkirchen. „Wenn wir zusammenhelfen, dann kriegen wir das nicht nur gut, sondern auch zügig hin.“

Landrat Raimund Kneidinger findet die Aufgabe spannend, gerade „weil man vieles noch entdecken wird“. Die Schwierigkeit, Beschreibungen zu Zeitdokumenten zu finden, sei ihm selbst im Zuge der Entstehung der Feuerwehrfestschrift in seinem Heimatort bewusst geworden. „Man muss keine großen Generationensprünge machen. 100 Jahre sind gar nicht so lange her, aber schon hier fallen die Leute aus, die überhaupt noch jemanden kennen.“

Einheitliche Archivstruktur für unsere Heimatregion

Dies unterstreicht die Wichtigkeit der Erfassung und Sicherung von Metadaten in der Tektonik. Zudem müsste nicht jeder ständig das Rad für sich neu erfinden. Es sei ein Versuch, tatsächlich eine einheitliche Archivstruktur zu schaffen, „zumindest für unsere Heimatregion“.

Die Mischung der Agierenden und die Größe des Archivraums sind für Kneidinger vielversprechend, denn „je größer die Ortschaften werden, umso anonymer und unabhängiger“ die Individuen. Der Landrat würde sich über das Gelingen des Projektes freuen, da es ein Gewinn für die gesamte Region wäre – eine „Zukunftsversion für die Kreisheimatpflege im gesamten Landkreis“.

Bürgermeister Stefan Lang sieht seinen Part vor allem bei der Unterstützung der Finanzierung. Er strebt die Umsetzung im Rahmen eines ILE-Kleinprojekts an. Sollte dies gelingen, wäre gleichzeitig ein Zeitrahmen vorgegeben, es solle schließlich „keine Ewigkeitsbaustelle werden“. Stephan Romer von der ILE Klosterwinkel sicherte seinerseits zu, dass das Projekt den inhaltlichen Anforderungen entspräche. Mit der generellen Unterstützung seitens der Kommune sei für den ILE-Projektmanager zudem „ein ganz wesentlicher Punkt“ gegeben.


Für den Erfolg des Projekts ist allerdings auch die Beteiligung der Bevölkerung unerlässlich.