Hoffnungen auf Impfstoff und Stimmungstest
Kolumne von Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen
Die Fortschritte bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das CoV-SARS-2-Virus waren das beherrschende Thema an der Börse in der vergangenen Woche. Die guten Nachrichten bestärkten die Börsianer in ihren Erwartungen auf einen langfristigen Wirtschaftsaufschwung ab dem kommenden Jahr. Hinter diesem Vertrauen in die Zukunft verblassten zahlreiche negative Meldungen. So deuteten die Quartalsberichte großer US-Banken auf einen hohen Abschreibungsbedarf aus Kreditausfällen durch die Corona-Krise hin. Das Verhältnis zwischen den USA und China verschlechterte sich auch durch die politische Behandlung Hong Kongs. Und auch die aktuellen Daten zur wirtschaftlichen Erholung gaben keinen Anlass zu Euphorie. Es ist gut möglich, dass diese Themen in den kommenden Monaten die gute Kapitalmarktentwicklung wieder etwas eintrüben.
Stimmungstests
Gemessen an der Entwicklung des deutschen Einzelhandelsumsatzes ist die Konsumwelt wieder in Ordnung: Der Corona-Kollaps wurde im Mai nicht nur ausgeglichen, sondern es wurde noch einiges obendrauf gelegt. Möglicherweise handelte es sich hierbei um einen Nachholeffekt. Einschränkungen wie die Maskenpflicht oder die Abstandsregeln, aber auch eine steigende Arbeitslosenquote und schwächere Lohanstiege, sollten sich mittelfristig wieder dämpfend auf die Konsumlaune auswirken. Aufschluss darüber wird das GfK-Konsumklima in der kommenden Woche geben. Es ist für den Juli der dritte Anstieg in Folge und damit die Bestätigung des Aufwärtstrends zu erwarten. Die Stimmung der Unternehmen dagegen ist unklar. Die Erwartungen dürften sich weiter nach oben bewegen, aber es darf nicht übersehen werden, dass die erreichten Werte immer noch eine sehr schwache konjunkturelle Dynamik anzeigen.
Frankfurt, 17. Juli 2020