Erster Silberstreif
Kolumne von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen
Frankfurt, 24. April 2020
Die seit dieser Woche in Deutschland geltenden Lockerungen der Kontaktsperre und die aktuellen und geplanten Maßnahmen in anderen europäischen Ländern sind ein erster Silberstreif am Horizont der ökonomischen Corona-Krise. Nachdem der Dax noch in der Vorwoche Richtung 11.000 Punkten unterwegs gewesen war, kühlte sich der deutsche Aktienmarkt in dieser Woche wieder etwas ab. Mit seiner Erholungsbewegung seit Mitte März hat der Aktienmarkt bereits eine deutliche Aufwärtsbewegung der Konjunktur vorweggenommen. Die aktuellen Daten zeigen jedoch, dass die Wirtschaft gegenwärtig noch am Boden liegt und sich erst ganz allmählich wieder berappelt. Daher sieht es so aus, als hätte die Börse zu viele Vorschusslorbeeren verteilt. Allerdings berücksichtigt der aktuelle Aktienkurs eines Unternehmens nicht nur die augenblickliche Lage, sondern auch die Erwartungen für die kommenden Jahre.
Schlechte Wirtschaftszahlen
Zurzeit laufen die Wirtschaftsdaten ein, die über das ökonomische Geschehen im März Auskunft geben und damit ein erstes belastbares Abbild des wirtschaftlichen Einbruchs zeigen können. Die Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt des ersten Quartals in den USA sowie im Euroraum sind jedoch nur bedingt aussagekräftig, da sie mit dem Januar und Februar noch die Vor-Corona-Zeit abdecken, in der die Weltwirtschaft gerade dabei war, Fahrt aufzunehmen. Trotzdem dürfte die Europäische Zentralbank auf ihrer anstehenden Sitzung ein düsteres Bild der europäischen Konjunktur zeichnen, das die Notwendigkeit des enormen Maßnahmenpakets der Notenbank unterstreichen wird.