Corona und die Wirtschaft

Namensbeitrag zur aktuellen Situation von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank

Das Coronavirus hat in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit die Weltkonjunktur gekippt. Wenn in China als dem größten industriellen Zentrum der Welt nach wie vor nur etwa die Hälfte bis zwei Drittel der mittelständischen Firmen arbeiten, hat das deutliche Auswirkungen nicht nur auf die chinesischen Zahlen. Ein Rückgang der Exporte um 20 Prozent bedeutet, dass auch die anderen Räder des fein abgestimmten Uhrwerks der Weltwirtschaft langsamer laufen. Dazu kommt, dass seit Mitte Februar das Virus innerhalb nur einer Woche in die ganze Welt ausgeschwärmt ist. Mehr als 70 Länder melden Coronafälle, und besonders betroffene Länder wie Italien reagieren mit ähnlich drastischen Maßnahmen wie zuvor in China. Die weltweite Produktion stockt, aber auch die Nachfrage geht zurück, weil Konsumenten wie auch Unternehmen durch die Abschottung am Einkaufen gehindert werden – wenigstens wirkt diese Kombination einem Inflationsanstieg entgegen.

Einige Eigenschaften solcher Pandemien ähneln Naturkatastrophen. Sie treten selten auf, dann aber plötzlich und heftig, und man kann im ersten Schritt nichts Anderes tun, als die unmittelbaren Folgen abzumildern, indem man die Verbreitung vermindert. Da die Gefährlichkeit des Virus nicht zuverlässig einschätzbar ist, vor allem aber die Ansteckungsdynamik extrem hoch ist, liegt der Fokus der Gesundheitsbehörden auf der Eindämmung, um Zeit zu gewinnen und das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Trotz aller statistischer Unsicherheiten bei den Fallzahlen ist diese Strategie anscheinend bislang erfolgreich, wenngleich die Kosten hierfür in einer weltweit verflochtenen Wirtschaft erheblich sind.

Für mehrere Monate gibt es Produktionsausfälle, die später nur zum Teil wieder aufgeholt werden können. Die Weltwirtschaft steht im ersten Halbjahr am Rand einer Rezession, einige Länder wie China, Japan, Italien oder auch Deutschland sind wohl schon drin. Im besten Fall bleibt es eine „technische“ Rezession, weil nach Abflauen des negativen Einflussfaktors die Produktion schnell wieder anspringt und sogar durch einige Nacharbeiten stärker floriert als zuvor. Trotzdem sind die Schäden da: Allein der Ausfall an wirtschaftlicher Aktivität kann weltweit in der Größenordnung von mehr als 750 Mrd US-Dollar verortet werden.

Wesentlich ist jetzt, dass sich in dieser realwirtschaftlichen Stressphase nicht noch zusätzlicher Druck durch die Finanzmärkte aufbaut. Die weltweiten Börsen haben mehr als zwanzig Prozent abgegeben, freilich von zuvor erreichten Rekordständen. Hier kommen Notenbanken und Finanzministerien ins Spiel. Sie sollten in diesen schwierigen Wochen ausreichend Überbrückungshilfen bereitstellen, um allen Unternehmen, die durch die Produktionsunterbrechungen in Schwierigkeiten kommen, einen Weg durch die Corona-Krise zu ermöglichen. Diese Maßnahmen sind in vielen Ländern unterwegs.

Für die privaten Anleger stellt sich die Frage nach den Auswirkungen auf ihre Vermögensanlagen. Hier kommt ein Kriterium ins Spiel, das bei praktisch allen großen Kursrückgängen die wichtigste Rolle spielt: Krisen sind vorübergehend. Der Zeithorizont des privaten Aktienanlegers erstreckt sich über viele Jahre, ja Jahrzehnte. In dieser Zeit werden solche negativen Kursereignisse wie gerade erlebt mehr als ausgeglichen, und es schiebt sich eher die umgekehrte Überlegung in den Vordergrund, dass in großen Kursrückgängen in der Vergangenheit durch einen Neuaufbau von Positionen immer die Saat für sehr gute Renditeentwicklungen in der Zukunft gelegt worden ist.

 

Weitere aktuelle Informationen:

 

Die hier enthaltenen Aussagen geben unsere aktuelle Einschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung wieder. Diese kann sich jederzeit ohne Ankündigung ändern. (Stand: 06.03.2020)