Ökologische Ausgleichsflächen
Seine Aufgaben und Tätigkeiten sind so vielfältig wie der Landkreis selbst: Der Landschaftspflegeverband Passau (LPV) kümmert sich um Ausgleichsflächen, legt Blumenwiesen an und pflegt sie, koordiniert die extensive Bewirtschaftung und berät und informiert Bürger und Gemeinden. Landratsstellvertreter Raimund Kneidinger hat sich vom LPV-Geschäftsführer Franz Elender die umfangreiche Arbeit des Verbands zeigen lassen und sich vor Ort über verschiedene Maßnahmen informiert.
Hecken sind wichtige Lebensräume vor allem für Vögel und Insekten. Der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Franz Elender (l.) zeigt Landratsstellvertreter Raimund Kneidinger eine frisch gepflanzte Heckenpflanze bei Aidenbach.
Eine der aktuellsten Maßnahmen dabei sind die Ökokontoflächen bei Pleinting. In Zusammenarbeit mit der Sparkasse Passau und der Stadt Passau werden dort etwa elf Hektar an Ausgleichsflächen nach der Bayerischen Kompensationsverordnung angeboten. Private Bauherren, Unternehmen oder Gemeinden können dort über die Sparkasse Ausgleichsflächen für Baumaßnahmen erwerben, die der LPV in Kooperation mit örtlichen Landwirten extensiv bewirtschaftet.
Insgesamt liegen allein über 400 Hektar arten- und blumenreiche Wiesenflächen in der Verantwortung des Verbands. Entscheidend ist die zweimalige Mahd der Wiesen. Der überwiegende Teil wird dabei zu Heu verarbeitet, verkauft und zum Beispiel als Pferdefutter verwendet.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Pleintinger Ökokonto befinden sich auch einige Ackerflächen des LPV. Hier konnte Franz Elender eine beispielhafte Maßnahme zum Artenschutz präsentieren. In den Äckern werden sogenannte Lerchenfenster ausgespart. In den Getreidefeldern werden bereits bei der Ansaat bewusst Lücken angelegt, um für die Lerchen Brutplätze zu schaffen. Elender zeigte Raimund Kneidinger mit Hilfe einer Drohne die Aussparungen und den aktuellen Zustand der Lerchenfenster.
In Getreidefeldern, hier eine Fläche bei Pleinting, lässt der Landschaftspflegeverband sogenannte Lerchenfenster als Brutplätze für die vom Aussterben bedrohte Vogelart anlegen.
An mehreren Standorten im Landkreis legt der LPV neue Hecken an. Raimund Kneidinger konnte sich dazu beispielhaft über eine Neuanlage bei Aidenbach informieren. Natürliche Hecken sind wichtiger Lebensraum für verschiedene Tierarten. Überwiegend finden darin Insekten und Vögel eine Heimat. Deshalb sind auch die Heckenpflegemaßnahmen ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.
Etwas Besonderes präsentierte Franz Elender in Gelbersdorf bei Hofkirchen. Hier konnte der Landkreis Passau vor einigen Jahren zwei Flächen in starker Hanglage mit Wiesensalbei in Reinkultur erwerben. Diese Flächen spielen eine große Rolle für die Neuansaat von Wiesen. „Das Mähgut von diesen Wiesen wird als sogenanntes Spender-Mähgut für die Neuanlage von Blumenwiesen verwendet“, erklärte der LPV-Geschäftsführer. Neben der Mähgutübertragung werde ein Teil der Flächen zur Saatgutgewinnung auch gedroschen, wie Elender bei der Besichtigung sagte. Die Blumensamen stellt der Verband bei Interesse aber auch Privatpersonen zur Verfügung. Diese Maßnahmen laufen im Rahmen des „Blühenden Passauer Landes“, das von der unteren Naturschutzbehörde bereits vor zehn Jahren ins Leben gerufen wurde und seither auf immer größeres Interesse stößt.
Ein weiterer Service, den der Landschaftspflegeverband bietet, ist die Unterstützung bei der Neuanlage von Streuobstwiesen. Für einen geringen Preis bietet der LPV interessierten Bürgern Obstbäume und Pflanzsets an. Außerdem beraten die Mitarbeiter unter anderem zu diesem Thema kostenlos.
Raimund Kneidinger lobte bei der Besichtigungstour die Arbeit des LPV. „Hier passiert Natur- und Artenschutz in der Praxis.“ Die vielfältigen Maßnahmen des Verbands zeigen, wie ein Miteinander von Naturschutz und Landwirtschaft funktionieren kann. Mit der fachlichen Beratung und Unterstützung des Landschaftspflegeverbands kann sich aber auch jeder einzelne im Kleinen am Natur- und Artenschutz beteiligen. „Das ist beispielgebende Arbeit für unsere Umwelt“, würdigte der Landratsstellvertreter die Maßnahmen und Angebote des Verbands.
Text: Passauer Neue Presse
Fotos: Landratsamt Passau