Peter Fahrnholz feiert am 1. April – und das ist kein Scherz – seinen 80. Geburtstag
Das Leben des Peter Fahrnholz ist zahlenreich. Im Beruf hatte der Sparkassenbeamte tagtäglich meist mit Zinsrechnungen und Plus und Minus zu tun. In der sportlichen Vita des Leichtathlets, Basketballers und Funktionärs ging es viel um Zeiten, Weiten und Ergebnisse. Und eine ganz besondere Zahl fährt der grauhaarige Grandseigneur des ruhmreichen TV Passau sogar tagtäglich spazieren.
„PA – F 1438“ steht auf den Taferln seines Audis. Der erstaunte Nachfragende erfährt, dass es sich ums Geburtsdatum handelt. Am 1. April feiert der Vorzeige-Sportfunktionär, der nach wie vor 1. Vorsitzender der LG Passau und Geschäftsführer des TV Passau ist, demzufolge 80. Geburtstag.
So mancher dürfte sich mit Blick aufs Aussehen des Jubilars fragen: April-Scherz, oder?
„Ich hab die Leute ebenso wenig in den April geschickt, wie sie mich dran gekriegt haben“, bilanziert der frühere Banker gefragt nach dem scherzbegleiteten Datum. Nur wenn seine langjährigen Sparkassen-Wegbegleiter die neuen Kollegen wissen ließen, „dass der Peter heute Geburtstag hat, hielten es die meisten immer für einen Scherz“, sagt der 79-Jährige. Und bei der Sparkasse hat er beim Ausscheiden nach 47 Jahren wahrlich viele Kollegen erlebt.
Sportlich in allen Erdteilen aktiv Schon in seinem Berufsleben schuf der nahe dem Hauptbahnhof aufgewachsene Passauer viele Bekanntschaften, denen in seiner Sportlerlaufbahn wohl noch weitaus mehr folgen sollten. 1955 begann der Sohn des bekannten Passauer Arzts Otto Fahrnholz nach dem Abschluss in der Städtischen Wirtschaftsschule bei der Sparkasse seine Ausbildung als Bankkaufmann. 1974 wurde er als Angestellter ins – damals dort mögliche–Beamtenverhältnis auf Lebenszeit erhoben. Als Diplom-Verwaltungswirt (FH) wurde er 2002 in den Ruhestand versetzt. „Der Wechsel von D-Mark auf Euro war das Letzte, was ich noch mitgemacht habe“, sagt Fahrnholz, der zuvor viele Ereignisse und Errungenschaften erlebt hat. Nach dem anfänglichen „Schalterdienst in allen Abteilungen“ folgte für ihn später viel Verantwortung bei der EDV-Einführung und entsprechenden Schulungen für Mitarbeiter, die sich nach schweißtreibendem Unterricht danach umso mehr Schweiß sparten beim bis dato täglichen schriftlichen Ausrechnen und Aktualisieren von Zinssätzen für ihre Kundschaft. Maßgebend verantwortlich war Fahrnholz Anfang der 80er Jahre bei der Einführung der ersten Geldautomaten (1983) und Kontoauszugsdrucker (1988) im regionalen Sparkassengebiet. „Wir hatten bis zum Schluss gut zu tun“, bilanzierte Fahrnholz vielerlei EDV-Aufgaben. 35 Jahre setzte er sich auch als Personalrat für Belange der Kollegen ein. Einsatz, Eifer und das Einfahren von Erfolgen sollten ihn fast zeitlebens auch sportlich begleiten.
In der PNP vom 13. Juli 1950 ist der erste größere Erfolg des jungen Peter dokumentiert. Als 12-jähriger Mehrkämpfer wurde er Sieger des Bezirksturnfests in Freyung. Stolz strich ihm sein Vater, damals Bezirksturnwart und erfolgreicher Mehrkämpfer, auf dem Foto übers Haar. Bereits im Jahr zuvor war Peter Fahrnholz in den TV Passau eingetreten, der ihn bis heute maßgeblich prägen sollte. „Ich war eigentlich von Anfang an Leichtathlet, auch wenn ich zuerst eine turnerische Ausbildung machen musste. Ich bin da auch am Reck drangehängt“, sagt das TV-Urgestein, das in seiner besten Zeit 10,9 über 100 Meter stehen hatte.
Die erfolgreichste und schönste Zeit als Mehrkämpfer (200 m, Diskus, Speer, Weitsprung, 1500m) sollte Fahrnholz aber erst weitaus später haben. „Da habe ich dann die Ernte eingefahren“, sagt der 79-Jährige mit Blick auf viele Senioren-EMs und -WMs, an denen er meist zusammen mit seiner Frau Elisabeth teilnahm. „Ich wollte dabei auch alle fünf Kontinente bereisen“, verrät Fahrnholz. Ein Vorhaben, das er in den 80er Jahren als Jung-Senior (ab 40) in Angriff nahm und auch umsetzte mit erinnerungswürdigen Touren nach Asien, Australien, Neuseeland und USA. „Die Deutschland-Trikots haben wir uns selbst gekauft.“
Und besonders erinnerungswürdig war ein eher negativer Vorfall. Ein deutscher Mitstreiter, der Fahrnholz oft den Sprung aufs Trepperl verbaut hat, wurde später des Dopings überführt. „Da war schon etwas Schadenfreude da, als ich das in einem Fachmagazin gelesen habe.“
Die Leichtathletik und vor allem auch Basketball waren viel Lebensinhalt für Fahrnholz. 1970 war er einer von drei Initiatoren der neu geschaffenen Leichtathletikgemeinschaft (LG) Passau, die sich zusammen mit Mitstreitern der DJK Passau-West und der DJK Eintracht Passau ergeben hatte, nachdem damals der 1. FC Passau massiv Werbung machte und man gestärkt dagegen anlaufen wollte. Nach wie vor ist Fahrnholz 1. Vorsitzender der LG Passau. Und nahezu ähnlich lange ist er Geschäftsführer des TV Passau (seit 1973). In Personalunion ist er auch noch Liegenschaftswart des Innstadt-Vereins mit seinem traditionsreichen Sportgelände und der denkmalgeschützten Jahnturnhalle. „Aber um die Baustelle muss ich mich nicht jeden Tag kümmern. Dafür haben wir gute Architekten“, sagt Fahrnholz mit Blick auf den laufenden 1,3 Millionen Euro teuren Hallenanbau. Die altehrwürdige Jahnturnhalle bezeichnet der 79-Jährige nicht umsonst als „mein zweites Wohnzimmer“. Hatte der leidenschaftliche Leichtathlet dort doch über Jahrzehnte seiner zweiten schweißtreibenden Leidenschaft gefrönt. „Basketball war im Winter der perfekte Ausgleich“, sagt Fahrnholz, der Mitte der 60er Jahre als Korbjäger anfing. Weitaus bekannter allerdings sollte er als Schiedsrichter werden, der ab 1969 ebenso Schulwettkämpfe wie Top-Regionalliga-Partien in ganz Bayern leitete– meist in kultig-lässigen grauen Outfits und US-Basketballschuhen. „Wir sind da oft ganz in der Früh raus und am nächsten Tag um halb drei nachts wieder daheim gewesen“, erinnert er sich an die damals noch vielen autobahnlosen Routen im Freistaat. Ähnliche Strecken absolvierte er später und bis heute als Mitglied der gefragten Passauer Kampfrichtertruppe, die Leichtathletik-Events in Nah und Fern beäugt.
Und wann will er mal kürzer treten? „Ich könnte sofort alles übergeben. Es gäbe sehr gute Nachfolger“, freut sich der nimmermüde und mit gut zwei Dutzenden Verdienstnadeln und Ehrenzeichen ausgestattete Ruheständler, der auch vor zehn Jahren zusammen mit TV-Chef Peter Niedermeier den legendären TV-Turnerball wiederbelebte. „Aber die Arbeit mit so vielen Jungen hält mich halt irgendwie auch jung.“ Viele Wegbegleiter werden auch dabei sein, wenn er in wenigen Tagen Geburtstag auf Oberhaus feiert.
Und zum Thema Geburtstag hat Fahrnholz, den zeitlebens so viele Zahlen begleiteten, noch was an Zahlen parat. Eigentlich feiert er nämlich zweimal Geburtstag, nachdem er am 18. April 1945, kurz vor Kriegsende, als 7-jähriger Bub in der Magalettigasse einen massiven US-Bombenangriff auf den nahen Bahnhof überlebt hat, dem viele Nachbarn zum Opfer fielen. Wohl nicht nur deswegen ging der Grandseigneur des TV Passau später auch etwas gelassener durchs Leben.
Ein Beitrag der Passauer Neuen Presse – von Christian Karl – 28.03.2018