Börse: Stimmung getrübt
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen
Vorsicht zieht ein an den Aktienbörsen: Steigende US-Leitzinsen, ein drohender Handelskrieg und die Eintrübung der Stimmungsindikatoren in Europa ließen Anleger ihre Risikopositionen spürbar verringern und die Kurse sinken. Hingegen stiegen sichere Anlagen wie Bundesanleihen und US-amerikanische Treasuries, obwohl die Fed einen recht klaren Plan zur weiteren Anhebung der Leitzinsen vorgelegt hat. Bei Aktien ist wohl erstmal die Luft raus, viele Indizes handeln nahe wichtiger Unterstützungslinien. Beschleunigt wurde die Talfahrt dadurch, dass die Stimmungsindikatoren noch etwas stärker zurückgekommen sind als erwartet. Es sind keine echten Konjunktursorgen, die die Märkte hier bewegen, sondern wohl schlicht die Erkenntnis, dass der Höhepunkt konjunktureller Überraschungen überschritten ist und die Unterstützung durch Notenbanken auf Sicht zurückgefahren wird.
Die Konjunktur in Euroland läuft dennoch gut. Das Economic Sentiment, das das Wirtschaftsvertrauen in Euroland misst, dürfte zwar im März eine Eintrübung anzeigen, aber gleichzeitig weiterhin auf sehr hohem Niveau ein klares Wachstumssignal geben. Sowohl in Euroland als auch in den USA werden Inflationszahlen veröffentlicht – derzeit das wichtigste Datum für die Kapitalmärkte. Mit einem leichten Anstieg wird gerechnet, stärkere Werte könnten die Spirale des Misstrauens an den Aktienmärkten weiter drehen. Weiter hält der Streit um den Welthandel die Märkte in Atem: Nachdem die EU von den US-Zollplänen ausgenommen wurde, ist nun die Frage, ob auch China eine Verhandlungslösung erreichen kann.