Interview mit Sandra Duschl

eingestellt von Verena Wimmer am 26. Oktober 2017

Duschl Sandra

Sandra Duschl, Kundenberaterin Internationales Geschäft bei der Sparkasse Passau

 

Immer mehr private Anleger greifen zu Edelmetallen. Gründe hierfür sind keine Zinsen für Geldanlagen, hohe Verschuldung der Staaten und viele Krisenherde auf der Welt.

Frau Duschl, welche Vor- und Nachteile haben Edelmetalle gegenüber anderen Anlageklassen?

Insbesondere Gold gilt als Inflationsschutz, da die Vorkommen beschränkt sind und sich Edelmetalle nicht synthetisch herstellen lassen. Allerdings werfen Edelmetalle keine laufenden Erträge ab. Im Gegenteil: Die Aufbewahrung in Schließfach oder Tresor kostet Geld. Hinzu kommt, dass die Preise von Edelmetallen in der Vergangenheit immer wieder heftig schwankten.

Wie viel Edelmetall gehört ins Depot?

Edelmetalle sind eine wichtige Vermögensklasse, die als Beimischung jedes Depot absichern. Wie hoch der Anteil sein sollte, hängt von Risikoneigung und Vermögenssituation ab. Wir empfehlen als Richtwert eine Edelmetallquote von maximal zehn Prozent am Gesamtvermögen.

Auf welches Edelmetall sollten Privatanleger setzen?

Kleinanleger sollten auf Gold oder Silber setzen. Platin und Palladium sind eher für Spezialisten geeignet.

Barren, Münzen, Medaillen oder Schmuckstücke – wozu sollten Anleger greifen?

Für Einsteiger sind Standardbarren und die gängigen Anlagemünzen, die auch bullion coins genannt werden, am besten geeignet. Medaillen oder Schmuckstücke sind weniger zu empfehlen, da der Wiederverkauf schwierig sein kann.

Viele kleine Münzen oder ein großer Barren? Was ist besser?

Mehrere kleine Teile aus Edelmetall sind in der Anschaffung teurer als ein großes Teil mit gleichem Gewicht. Kostenbewusste Anleger sollten daher eher einen Zehn-Gramm-Barren erwerben als zehn Ein-Gramm-Barren. Wer Teilverkäufe durchführen oder sein Edelmetall an mehrere Erben verteilen will, tut sich aber schwer. Als flexiblere Alternative wird vom Schweizer Hersteller Valcambi der „CombiBar“ angeboten. Dieser 50 Gramm Barren lässt nach dem Prinzip einer Schokoladetafel in gleich große Ein-Gramm-Stücke teilen.

Worauf sollten Anleger beim Kauf eines Barrens achten?

Wer einen Barren kaufen will, sollte wegen der Mehrwertsteuerbefreiung tendenziell Gold wählen. Wichtig ist, dass der Barrenproduzent von der London Bullion Market Association (LBMA) zertifiziert ist, womit ein Feingoldgehalt von 999,9 Promille garantiert ist.

Und worauf kommt es bei Bullions an?

Das sind Anlagemünzen, bei denen der Materialwert ausschlaggebend ist. Privatanleger sollten sich für die leicht wieder verkäuflichen „Klassiker“ entscheiden wie Krügerrand (Südafrika), Maple Leaf (Kanada), Wiener Philharmoniker (Österreich) oder Känguru (Australien). Münzen haben eine lange Tradition. Den Krügerrand gibt es seit 1967. Er feiert heuer seinen 50. Geburtstag. Es sind Sonderprägungen zu diesem Ereignis erhältlich, die sich die Anleger nicht entgehen lassen sollten.

Warum sollte man bei Edelmetallen den Dollar-Euro-Wechselkurs im Auge behalten?

Edelmetallkurse werden üblicherweise in Dollar notiert. Für Anleger aus dem Euroraum ergibt sich daraus zusätzlich zu dem Kursrisiko ein Währungsrisiko. Ist der Dollar gegenüber dem Euro stark, bekommen Euro-Zahler beim Kauf weniger Gold für ihr Geld. Steigt der Dollar-Kurs, verlieren die Euro-Anleger, weil sie bei einem Verkauf des

Goldes weniger Euro zurückbekommen. Ein sinkender Dollarkurs ist hingegen für Edelmetallinvestoren aus dem Euroraum vorteilhaft.

Wo können Privatleute Barren und Münzen erwerben?

Wir empfehlen daher den Kauf bei der Hausbank. Eine Alternative können gewerbliche Edelmetallhändler sein. Vorsicht aber beim Internet-Kauf, da hier oft Vorkasse verlangt wird, wodurch sich für den Käufer ein Ausfallrisiko ergibt.

Wie werden sich die Preise von Edelmetallen in Zukunft entwickeln?

Die nach wie vor volatilen Finanzmärkte erschweren derzeit die Prognosen. Fest steht aber, dass die weltweiten Vorräte unter der Erde begrenzt sind und auch die Förderung immer teurer wird.

Liebe Frau Duschl, vielen Dank für das Gespräch!