Interview mit Dr. Hartmann Beck, stv. Vorstandsvorsitzenden
Interview mit Dr. Hartmann Beck, stv. Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Passau, kurz vor seinem Ausscheiden in den Ruhestand am 30. September 2017.
Sind Sie ein Frühaufsteher oder eher ein Morgenmuffel?
Wie sieht die erste Stunde Ihres Tages aus?
Das wird Sie vielleicht überraschen, aber ich bin Frühaufsteher. Das hätte ich mir früher nicht denken können. Als junger Mensch hatte ich Schwierigkeiten aufzustehen. Aber seit einigen Jahren stehe ich früh um halb sechs auf, mache 30 Minuten Crosstrainer, 15 Minuten Gymnastik – vor allem Rückengymnastik, in diesem Job braucht man ein gesundes Rückgrat. Danach wird gefrühstückt und wenn ich nicht gleich einen Termin habe, informiere ich mich noch in der Zeitung, bevor es dann mit erstem neuem Wissen in die Sparkasse geht.
Kaffee oder Tee?
Ich habe in meiner Studienzeit ganz viel Kaffee getrunken um wach zu bleiben und dann mit dem Magen Probleme bekommen. Mein Arzt hat mir geraten mit dem Kaffee und dem Rauchen aufzuhören. Ich trinke jetzt schon auch noch ab und zu Kaffee, es hat den Effekt, dass der Kaffee jetzt besser wirkt.
Welche Musik hören Sie auf dem Weg in die Arbeit?
Meistens Bayern 5 oder bei längeren Strecken von klassischer Musik z.B. Streichquartette bis zu den Rolling Stones hab ich alles im Auto.
Für welche drei Dinge in Ihrem Leben sind Sie am dankbarsten oder besonders stolz?
Stolz weniger, dankbar. Auf meine Eltern – mein Elternhaus, dass mir der Herrgott ganz gute Gaben mitgegeben hat, auf meine Familie und meine beiden Söhne.
Welches positive / berührende berufliche Erlebnis ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?
Da gibt es sehr viele, vor allem, wenn man Kunden in einer schwierigen Situation helfen konnte, doch einen Weg zu finden, um ihnen ein Leben oder gutes Überleben zu sichern.
Sehr erfreulich ist für mich auch, zu sehen, wie sich Mitarbeiter über die Jahre entwickelt haben und was aus ihnen geworden ist. Menschen begleiten oder helfen. Und es freut mich doch sehr, dass mir da viele ganz viel Dankbarkeit zeigen.
Was schieben Sie immer wieder gerne auf?
Aufräumen, das sehen Sie ja an meinem Schreibtisch.
Das finde ich immer so langweilig, da kann man viel interessantere Sachen machen.
Aber ich finde immer alles, trotz der Unordnung!
Was war die beste Entscheidung in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Das Erste war, dass ich nach der Schule nicht gleich studiert habe, sondern erst mal eine Lehre gemacht habe, weil du in jungen Jahren mit Menschen umzugehen lernst. Das lernt man nicht in der Schule und auch nicht an der Uni. Da bist du immer unter Gleichen und so musst du dich mit vielen anderen aus verschiedenen Bildungsstufen und Altersklassen befassen und das habe ich in der Lehre gelernt. Ich habe ja dann später studiert und mich in der Sparkasse überhaupt nicht schwer getan, Situationen einzuschätzen.
Das Zweite war, die Entscheidung, dass ich in die Sparkasse gegangen bin. Die galt so ein bisschen provinzieller als diese Großbanken auf der anderen Seite. Da kann ich mehr entscheiden und habe wesentlich mehr Spielräume, habe ich mir aber gedacht und das hat sich später auch bewahrheitet.
Das hat mir bei der Sparkasse immer gut gefallen. Man hat zwar schon sehr anspruchsvolle Aufgaben, auf der andern Seite ist man jedoch sehr gut geerdet und bleibt auf dem Teppich.
Ich habe ja öfter beruflich in Frankfurt zu tun, in der DEKA Bank im 42. Stock, das ist schon mal schön, aber sonst ziehe ich das hier in meinem Büro im 2. Stock, mit Blick auf den Dom, vor. Insofern war es sicher die richtige Entscheidung. Mir war auch der Umgang mit Menschen wichtig. Und der hält einen bis ins hohe Alter geistig fit.
Welchen Beruf haben sich Ihre Eltern für Sie vorgestellt?
Das ist eine gute Frage, die kann ich sofort beantworten. Mein Vater hat sich da immer ziemlich zurückgehalten, der hat da nichts gesagt, aber für meine Mutter war ganz klar festgelegt, dass ich Jurist werden soll. Das war wahrscheinlich ein Grund, warum ich es nicht geworden bin. Da hat sie zu sehr gedrängt. Aber was der Sohn nicht gemacht hat, macht jetzt der Enkel. Mein Sohn versucht sich jetzt im Jurastudium. Jura wäre aber schon eine Alternative gewesen.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
So ausgefeilte Pläne habe ich nicht. Ich habe mein ganzes Leben lang beruflich immer geplant. Jetzt lasse ich es mehr auf mich zukommen. Ich werde mich aber weiterhin für Wirtschaft und volkswirtschaftliche Fragen interessieren. Mein Engagement in der evangelischen Kirche werde ich weiter verstärken. Man hat mir angeboten eine Ausbildung zum Lektor zu machen.
Nächstes Jahr erfülle ich mir einen Jugendwunsch und gönne mir eine Kreuzfahrt von Buenos Aires nach Santiago de Chile.
Was schätzen/lieben Sie an Niederbayern?
Nette Menschen, wunderbare Landschaft und wenn man Großstadt will, ist man schnell in München, Nürnberg oder Regensburg.
Ihr Lieblingsplatz in Passau?
Am Inn entlang laufen
Lieblingslokal?
Ich gehe gerne in die Heilig-Geist-Stiftschenke, Del Padrone und Zi Teresa – nicht, dass die dann sauer sind, wenn ich sie nicht erwähne :-)
Was werden Sie von der Sparkasse am meisten vermissen?
Die Zahlen nicht, aber die Menschen!
Welche Frage würden Sie gerne noch beantworten?
Die Frage lautet: Was hat Sie am meisten erschreckt?
Das war kein Kreditfall oder kritische Frage vom Verwaltungsrat und kein Kundengespräch, da gab es natürlich auch Herausforderungen, aber das hat mir nie was ausgemacht.
Das ist eine ganz spannende Geschichte.
Ich hab eine wirklich große Schrecksekunde gehabt. Wir haben 1992, als ich noch in der Sparkasse Neu-Ulm war, einen Betriebsausflug gemacht, in eine Westernstadt. Da gab es eine Vorführung mit Messerwerfern und einer drehenden Scheibe. Als der Veranstalter fragte, ob wer bereit ist, das zu machen, hat sich eine junge Mitarbeiterin von uns gemeldet und ist rauf gegangen. Normalerweise meldet sich da ja keiner oder es macht einer von denen selbst. Da hatte ich dann meine Schrecksekunde und überlegt was ich machen soll. Wenn ich jetzt nichts mache und es passiert was, dann heißt es gleich „verantwortungslos“ und wenn ich einschreite“ Sparkassendirektor gönnt Mitarbeiterin keine Gaudi“ . Ich war wirklich hin und her gerissen. Zu meiner Beruhigung hat er die Messer mit einem großen Abstand zu ihr geworfen. Der Saal hat getobt und sie wurde die Heldin des Abends. Gott sei Dank waren wir in der Sparkasse Passau beim Betriebsausflug noch nie in einer Westernstadt.
Herzlichen Dank für das unterhaltsame Gespräch. Geführt wurde das Interview von Werner Moser, Multikanalmanagement.